Der schnappende oder schnellende Finger (Tendovaginitis stenosans)

(Die Spaltung des A1-Ringbandes an der Hand)

Häufige Beschwerden:

  • ziehende, brennende Schmerzen beim Beugen der Finger oder des Daumens
  • Schnapp-Phänomen der Finger oder des Daumens
  • Reibegeräusche beim Bewegen

Operative Methode:

  • Offene Spaltung des Ringbandes (A1) und teilweise Entfernung der Beugesehnenscheide

Einleitung

An der Hand findet man fünf halbringförmige Ringbänder. Ihre Aufgabe ist es, die Beugesehnen am Knochen zu halten und eine bessere Kraftübertragung beim Beugen der Finger zu erreichen. Durch die Gelenke und die Ringbänder wird die durch die Muskulatur erzeugte Kraft in Bewegung, hier vor allem Beugung, umgewandelt. Der Kraftverlust durch die Spaltung des A1 Ringbandes wird von den meisten Menschen nicht bemerkt, da dieser durch das A2 Ringband und das Bindegewebsfasersystem der Hand kompensiert wird.

Der „Schnappfinger“ / „schnappende Finger“ / „schnellende Finger“ (Tendovaginitis stenosans)

Der „Schnappfinger“, „schnappende Finger“ oder auch „schnellende Finger“ entsteht durch Überbelastung der Beugesehnen. Meist ist dem Patienten eine Überbelastung der Hand nicht erinnerlich. Häufig kommt es z.B. nach längerem Laufen mit Gehstützen oder nach Tätigkeiten mit längerer Fixation der Finger in der Hohlhand, z.B. beim Schaufeln oder bei bestimmten handwerklichen Tätigkeiten zu solchen Beschwerden. Hierdurch kommt es zu einer vermehrten Durchblutung des Sehnenscheidengewebes und damit zu einer Volumenzunahme des Tunnelinhaltes im Bereich des A1 Ringbandes. Diese Region ist sozusagen der Eintrittspunkt zum „Tunnelsystem“ der Ringbänder. Es kommt zu einer Verdickung der Beugesehne und zur Knotenbildung. Hierdurch kann die Sehne einklemmen und „schnappen“ oder manchmal auch nur Schmerzen bereiten.

Wie auch beim Karpaltunnelsyndrom kann eine Schwellungszunahme der Beugesehnenscheide aber auch durch rheumatische Erkrankungen, stoffwechselbedingte und hormonelle Erkrankungen, wie zum Beispiel Gicht, Unterfunktion der Schilddrüse, Schwangerschaft und Diabetes mellitus hervorgerufen werden.

Folgen des „Schnappfingers“ / „schnellenden Fingers“ / „schnappenden Fingers“

Zunächst steht der Schmerz beim Beugen des Fingers im Vordergrund. Mit weiterem Anschwellen der Beugesehnenscheide kommt es dann wie oben beschrieben zu einem Schnapp-Phänomen oder Stehenbleiben des Fingers. Dies führt sowohl zu einer mechanischen Schädigung der Sehne als auch zu einer Verringerung der Blutversorgung der Sehne. Im Endstadium kann nach lange bestehendem Schnapp-Phänomen auch die Sehne so stark geschädigt werden, so dass sie reißt.

Behandlungsziel

Ziel der Behandlung ist, unseren Patienten wieder zu einer normalen Beugefunktion zu verhelfen.

Ist durch die in der Praxis durchgeführte Untersuchung ein Schnappfinger diagnostiziert worden, raten wir unseren Patienten zunächst zu einer konservativen, abschwellenden Therapie mittels Salbenverbänden, kurzzeitiger Einnahme eines abschwellenden Medikaments und gegebenenfalls unterstützend Ultraschall- und Kältetherapie. Ist durch diese Maßnahmen keine Besserung zu erreichen, raten wir unseren Patienten zu einer offenen A1 Ringbandspaltung.

Operationsmethoden

In unserer Praxis führen wir alle handchirurgischen Eingriffe in Blutleere des Armes und unter Lupenbrillenvergrößerung durch (handchirurgischer Standard). Dies ermöglicht eine präzise Darstellung des A1 Ringbandes und der Beugesehnen. Zudem werden die rechts und links der Beugesehnen verlaufenden Gefäßnervenbündel sicher geschont.

Das Ringband wird freigelegt und durchtrennt.

Nachbehandlung

Operierte Patienten können unsere Praxis bereits wenige Stunden nach dem Eingriff verlassen. Am Operationstag ist das Hochlagern der operierten Hand sehr wichtig um ein operationsbedingtes Anschwellen der Hand zu vermeiden.

Am Tag nach der Operation wird ein erster Verbandswechsel durchgeführt. Der Operateur erläutert den Verlauf des Eingriffs sowie die erhobenen Befunde und die durchgeführten Maßnahmen. Der weitere Behandlungsablauf wird dem Patienten ausführlich erklärt.

Medikamente

  • Voltaren bzw. Diclofenac (für zunächst 3-4 Tage): 2 mal 1 Tablette
  • Tramal bei Bedarf (nur bei starken Schmerzen): bis zu 4 mal pro Tag.

Kühlung

Regelmäßige Kühlung des operierten Bereiches an der Hand durch den liegenden Verband

Bewegung und eigenständige Übungen:

Übungen können und sollen gleich unmittelbar nach der Operation durchgeführt werden. Der Patient ist angehalten, 1 mal pro Stunde die Hand bzw. die Finger 10 mal zu öffnen und zu schließen. Dadurch wird eine Verklebung des Sehnenhüllgewebes mit der Beugesehne verhindert.

Eine physiotherapeutische Nachbehandlung ist in der Regel nicht erforderlich.

Duschen

Nach sicherem Abheilen der Operationswunden und nach Rücksprache mit dem Operateur darf die Hand kurz gewaschen bzw. geduscht werden. Ein Aufweichen der Operationswunde ist unbedingt zu vermeiden. Längerer Wasserkontakt beim Baden oder Geschirrspülen ist erst nach 14 – 16 Tagen sicher möglich

Häufige Patientenfragen:

Muss der schnappende Finger / schnellende Finger / Schnappfinger grundsätzlich sofort operiert werden?

Ein sofortiger Eingriff ist nur bei nicht mehr streckbarem Finger erforderlich, da sonst die Blutzufuhr zur Sehne unterbrochen wird und es so zu strukturellen Schäden der Beugesehnen kommt.

In den anderen Fällen kann der Eingriff in Abstimmung mit dem familiären Umfeld und dem Arbeitgeber geplant werden.

Grundsätzlich sollte bei klarer Diagnose und erfolglos vorangegangener konservativer Therapie der anstehende Eingriff allerdings nicht lange hinausgezögert werden, um mögliche Folgeschäden an der Beugesehe zu vermeiden.

In jedem Fall klären wir in Kooperation mit Ihrem Hausarzt und dem Anästhesisten die Narkosefähigkeit ab.

Wie lang wird meine Operation dauern?

Das ist im Vorfeld einer Operation natürlich immer schwer zu beantworten. Unsere regelmäßig erhobenen Statistiken weisen eine durchschnittliche Operationszeit von 5 bis 10 Minuten aus.

Muss ich mit Komplikationen unter der Operation oder in der Nachbehandlung rechnen?

Es besteht bei jedem operativen Eingriff grundsätzlich das Risiko einer Infektion oder Wundheilungsstörung, über das unsere Ärzte jeden Patienten im Vorfeld aufklären.